Genital Hospital: Street Mummy

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Genital Hospital - Street Mummy

GENITAL HOSPITAL – Street Mummy – P.Trash Records 2014

Genital Hospital… was kommt einem da in den Sinn? Fieser schleifender 80er Industrial Noise, Vertonung pathologischer Dysfunktionalitäten, eingebettet in den Rahmen gemeinsten Proto-Elektro-Experimental-Gescheppers. Liveshows mit Dia- oder womöglich Videoprojektionen von chirurgischen Eingriffen, durchgeführt mit rostigen Instrumenten, vorgenommen in der bandnamensgebenden klinischen Einrichtung. Referenzen und weitere Assoziationen: Throbbing Gristle, Whitehouse, Esplendor Geometrico, SPK, Leichenschrei. Musiker bzw. Künstler, die sich auf der Bühne in Kunst- oder Eigenblut oder Scherben oder allem gleichzeitig wälzen, nachdem sie mit einer Flex oder Bohrmaschine einen Haufen Metallschrott bearbeitet haben um anschließend das Publikum auf unheilvolle physische Art und Weise in die Performance mit einzubeziehen…

Aber: weit gefehlt! Bei Genital Hospital handelt es sich um eine kanadische Punk Rock Band, irgendwo zwischen 76er US Punk, 77er UK Punk und 60ies-Garage-Trash samt gelegentlichem und bestens platziertem Harp-Einsatz. Hätte auch auf Crypt rauskommen können, sind aber auch bei Herrn P.Trash offensichtlich bestens aufgehoben. Alles saugut gemacht, genau so will man das hören: 1A treibend, scheppernd, dreckig, eingängig. Und live sollen die auch super sein, leider noch nicht gesehen. Spitzen Party Soundtrack, da bleibt kein Auge trocken!

Das Rad wird hier natürlich nicht neu erfunden. Aber zum Einen glaube ich nicht, dass sich Genital Hospital das auf die Fahnen geschrieben haben. Und zum anderen kann man sich die Frage stellen, welche im Jahre 2014 neu erscheinende Platte NICHT repetierend, zitierend, wieder-aufgreifend und somit in gewisser Weise konservativ ist. Nach schätzungsweise 100000 Jahren musikalischer Kulturäußerungen durch den so genannten Homo Sapiens und ca. 60 Jahren Rock‘n‘Roll dürften sämtliche Pfade ausgetreten sein. Zudem muss Musik nicht innovativ sein, neue Türen aufstoßen oder Ähnliches. Hauptsache das Ganze hat Herz und Seele, im Optimalfall sogar Unterhaltungswert. Und davon haben Genital Hospital mehr als genug. Bitte reinhören, lohnt sich!

 

Photo: Christian Kock (diegoldenehor.de)
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