Kasablanka, Copilot & Matula @ Baracke, Münster 04.01.14

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Matula live in der Baracke / Fotos: Christian Kock (diegoldenehor.de)
Die Baracke ist heute abend entgegen meiner Einschätzung im Vorfeld bereits gerammelt voll, kurz vor ausverkauft würde ich sagen: die Luft ist schlecht und die Bude ist warm, so soll das sein. Die erste Band des Abends habe ich leider verpasst. Kasablanka sind aus Mönchengladbach, es gibt eine Bandcamp Seite, die ich im Vorfeld gecheckt habe, das klingt alles gar nicht schlecht, könnte live ganz gut funktionieren, leidet aber auf den Aufnahmen noch an Rumpeligkeit und wäre etwas zackiger gespielt bestimmt besser. Die bereits Anwesenden haben widersprüchliche Eindrücke gewonnen von „es gab gute Momente“ bis zu „der Sänger war echt schlecht“. Ich enthalte mich an dieser Stelle.

Leider mussten Käfer K. krankheitsbedingt absagen, was wirklich schade ist, auf die hatte ich mich richtig gefreut, weil ich deren aktuelle Platte „Zu Verwerfende Pläne“ ziemlich abgefeiert habe (Review folgt). Sänger und Gitarrist Jürgen leidet seit geraumer Zeit an Tinnitus, von dieser Stelle aus wünsche ich noch einmal eine gute Besserung! Stattdessen spielen Copilot aus Detmold (?), können aber leider keinen vollwertigen Ersatz bieten: die Jungs beherrschen zwar ihre Instrumente gut, aber ein weiteres Mal kann man sich davon überzeugen, dass das nur die halbe Miete ist. Die Songs haben für mich wenig Wiedererkennungswert und der jammerige Gesang überzeugt mich überhaupt nicht. Geboten wird Emopunk/Indierock wie aus dem Baukasten, aber selbst die schnellen Passagen knallen nicht und nach nur wenigen Stücken, die mir zu beliebig und zu seicht vorkommen, bei denen mir auch nicht klar wird, wo der Punkt ist, auf den nicht gekommen wird, verziehe ich mich nach draußen zum rauchen. Sorry Leute! Da müsste noch ein bißchen was passieren, damit es richtig überzeugen kann, da gibt es auf jeden Fall noch Luft nach oben. Vielleicht bin ich aber auch einfach nur zu alt, das im Schnitt sehr junge Publikum findet den Auftritt anscheinend gut, vor der Tür sind Christian und ich nämlich alleine.

Matula sind dann ziemlich gut in Form, die Band aus Hamburg und Kiel hat mir schon immer gut gefallen, hat sich aber nochmal gemausert und den eigenen Trademark Sound perfektioniert. Die neue Platte „Auf Allen Festen“ soll im Februar wie üblich bei Zeitstrafe erscheinen und die 4 Songs davon, die gespielt werden, steigern die Erwartungshaltung. Den charakteristischen, leicht heiseren Gesang von Gitarrist Thorben mochte ich schon immer gern, in den Strophen oft fast schon gesprochen und in den Refrains vom Bassisten Beitz und dem andern Gitarristen Basti verstärkt, und der schön schrammelige, perlende Gitarrensound aus Telecaster und Jaguar rennt bei mir offene Türen ein. Überhaupt wirkt die Band gut eingespielt, die habe ich auch schon mal schlechter gesehen, allerdings ist das auch schon knapp 10 Jahre her. Heute überzeugt mich das Programm direkt und dem Rest des Publikums geht es wohl genauso, ich habe den Eindruck, das Matula allgemein gern gemocht werden. Was die Herrschaften aus ihren Gitarren rausholen, ist bemerkenswert: leidenschaftlich treibende, kompakte und herzerwärmende Songs, grundsätzlich dynamisches Auf und Ab von löcherigen Klimper-Passagen und dichten Wänden. Sympathisch augenzwinkernde und bescheidene Ansagen runden das Bild ab: auch, wenn man manchmal das Gefühl hat, es wird eigentlich immer der gleiche Song nochmal gespielt, nur leicht variiert, so muss ich doch zugeben: das ist ein guter. Angefangen hat das Set mit dem letzten Song „Karaoke“ der letzten Platte „Blinker“ von 2010, „Agenda S.C.H.“ von „Kuddel“ ist auch dabei und besonders freue ich mich über „Osaka“ von der split-LP mit NeinNeinNein. „4,8 Millionen“ und „Fluppe auf Ex“ hab ich ein bißchen vermisst, aber nur kurz, ich freue mich echt auf die neue Platte.

Freunde vom viel herbeigeschriebenen Hamburg-Sound á la Turbostaat oder Cpt. Planet, bei denen Basti seit geraumer Zeit live an der Gitarre aushilft, kommen an Matula gar nicht mehr vorbei.

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