Robert Petway: Catfish Blues

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Klassenhefte raus, Geschichtsarbeit!

Normalerweise stehe ich ja etwas auf Kriegsfuß mit einsamen Männern mit Akustikgitarre (ein paar Ausnahmen gibt es), aber das hier ist Blues, Alter! Und zwar so richtiger! Sowas wird heute – und das ist jetzt mal wirklich wahr – nicht mehr gemacht! Man höre sich allein das rudimentäre Gitarrenspiel an. Und dazu diese Stimme, mit der man Lack von alten Schränken beizen kann!

Entdeckt habe ich dieses Kleinod, als ich meine postpubertäre Bluesphase durchmachte mit Robert Johnson, Leadbelly und Konsorten. Auf irgendeinem Sampler tauchte dann auf einmal Robert Petway mit „Catfish Blues“ auf. Seitdem fehlte das Stück bei so gut wie keinem Mix-Tape mehr, das ich aufgenommen habe. Obwohl es zeitlich, musikhistorisch usw. überhaupt nicht zum Rest passte, kam da ein ähnlicher Spirit, und vor allem ein ähnlicher Sound rüber, wie man ihn sonst häufig bei irgendwelchen Garagenbands findet.

Robert_PetwayDazu kommt natürlich noch so eine obskure Lebensgeschichte (ganz ohne Teufel an irgendwelchen Kreuzungen…) aus einer Zeit, als die Sklaverei noch nicht wirklich lange Vergangenheit und die Lebensumstände für Farbige dementsprechend waren. Geboren wurde er schätzungsweise 1908 auf einer Farm nahe Yazoo in Mississippi (da variieren die Quellen), auf der auch sein lebenslanger Freund, Weggefährte und Mitmusiker Tommy McClennan geboren wurde, der ihn, was den Ruhm angeht, überflügelt hat. Dann das übliche: Tingeln durch die Jukejoints des Mississippi-Deltas und den Süden der USA. Im Chicago der 1940er Jahre verliert sich dann seine Spur. Da soll er auch gestorben sein, wobei andere Quellen behaupten, dass das erst 1978 passierte.

Zeitlebens hat er nur zwei Aufnahmesessions absolviert. Bei der ersten 1941 entstand die Aufnahme von „Catfish Blues“. Ein Jahr später folgte die zweite. Auf Document Records gibt es eine schöne CD mit sämtlichen Aufnahmen von ihm. „Catfish Blues“ wurde später von Muddy Waters als „Rollin´ Stone“ neu aufgenommen. Und dieser Titel soll dann angeblich auch die Stones zu ihrem Namen gebracht haben.

Nebenstehend übrigens das einzige Foto, dass es von ihm gibt. Im Gegensatz zu vielen Blues-Kollegen aus der gleichen Zeit, posiert er jedoch nicht fein im Anzug mit aufgemalter Krawatte sondern im Blaumann.

Photo: unbekannt
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